Mastodon katzenjens' Technik-Blog: Alte Wählscheibentelefone an Fritzbox / Speedport betreiben Mastodon

30.09.2023

Alte Wählscheibentelefone an Fritzbox / Speedport betreiben


Mir ist erst kürzlich aufgefallen, dass die Impulswahl bei den neueren Routern bei den Analogtelefonanschlüssen nicht mehr zuverlässig funktioniert. Auch AVM schreibt, in den neueren Firmwares wird Impulswahl (IWV) im Gegensatz zu Tonwahlverfahren (MFV/DTMF) nicht mehr unterstützt. Aber da es immer noch genug Freunde nostalgischer Telefonendgeräte gibt, muss es doch irgendwas geben. Im Internet wurde ich nur teilweise fündig. Und die meisten Bauvorschläge waren entweder murkelig, kompliziert oder mit exotischen Prozessoren und Software durchzuführen.

Fündig wurde ich erst durch ein YouTube-Video. Dort wurde dann auch der Link zum passenden Github-Repository inkl. Schaltplan gepostet. Ein Anfang. Und da dort der Atmel ATTINY85 verwendet wird, über welchen ich in meinem Blog bereits einige Einträge gemacht habe, war es ein Leichtes, die Schaltung kurzfristig auf einer Lochrasterplatine nachzubauen und an ein W48 anzusaften. War allerdings nicht ganz einfach, die Schleifenspannung auf über 7 Volt zu bekommen. Dazu musste ich anstatt der Brücke am NSI/NSR-Kontakt am Telefon eine Zenerdiode 5,1V einbauen. Funktionierte so zwar. Aber nachbausicher ist sowas nicht.

Also habe ich aus den anderen Bauvorschlägen mir eine Änderung zusammen"gefrankensteint", welche stabiler funktioniert. Man benötigt nur 2 Transistoren, 2 Widerstände und einen Kondensator zusätzlich. Bleibt also Lochrasterplatinenfreundlich. Auch ist der Anschluß an verschiedene Telefone recht simpel.

Hier der Schaltplan:



Anschluß an das Telefon:
Erstmal eruieren, wo die Leitungen der Wählscheibe hinführen. Eine Wählscheibe besteht aus 2 Kontakten. der NSI_NSR - Kontakt ist geschlossen und öffnet nur beim Wählen. Er erzeugt die Wahlimpulse. Der  NSA - Kontakt ist normalerweise offen und schließt nur, wenn man die Wählscheibe aufzieht. Beim W48 ist NSI_NSR an Schraube 1 und 2,  NSA an Schraube 3 und 4. Bei anderen Telefonen muss man notfalls mit dem Multimeter nachmessen, sich Unterlagen zum passenden Telefon suchen oder einen alten, erfahrenen Telekom-Techniker fragen.
Beim FeTAp 611 scheint es recht simpel zu sein. Wählscheibe vom Telefon abklemmen und an die korrespondierenden Anschlüsse der Schaltung rechts anschließen. Die Versorgung der Schaltung geschieht am Telefon über (W) und (La). Wichtig, es sollte natürlich kein Zusatzwecker angeschlossen sein. Die Schaltung mag keinen Klingelstrom. Angaben ohne Gewähr, da ich kein FeTAp 611 zur Hand habe.
Zusammenfassend: Wählscheibe vom Telefon abklemmen und an die Platine anschließen. Die Versorgung der Platine an das Telefon dort anbringen, wo vorher NSI_NSR angeschlossen war.

Der Unterschied zu anderen Schaltungen im Netz besteht darin, dass die Platine in Reihe zum Sprechkreis liegt. So ist die Spannung an Telefon und Schaltung immer stabil, da der Strom im Sprechkreis durch die Amtsleitung (zum Router) und dem Widerstand durch Wecker und Serienwiderstand passend einregelt.

Programmierung des Microcontrollers
Softwareseitig den HEX-Code von dieser Seite  holen und die Datei "rotarydial.hex" in den ATTINY85 programmieren. LFUSE auf FD, HFUSE auf DF. Die Fuses NACH dem programmieren setzen! Weil durch diese Konfiguration mit Quarz kann man den Baustein danach nicht mehr neu programmieren ohne Fuse-Resetter!
Der Grund, wieso man einen Quarz braucht, ist der, dass der interne Oszillator nicht stabil genug schwingt um die MFV / DTMF Töne sauber zu erzeugen.

Bedienungsanleitung befindet sich hier.
Kurzanleitung auf Deutsch:
1. Normale Wahl von Nummern wie üblich...
2. Wahl von Stern "*" "1" wählen, dabei halten bis es "Tüüt" sagt nach ca. 2 Sekunden, dann loslassen
3. Wahl von Raute "#" "2" wählen, dabei halten bis es "Tüüt" sagt nach ca. 2 Sekunden, dann loslassen
4. Wahlwiederholung "3" wählen, dabei halten bis es "Tüüt" sagt nach ca. 2 Sekunden, dann loslassen
5. Wahlspeicher programmieren. Ziffern 4 - 0 sind möglich. Dazu gewünschte Ziffer wählen, halten bis "Tüüt" weiter halten bis "Tüdelüt". Loslassen. Nun kann man die gewünschte Nummer wie üblich wählen und dann auflegen.
6. Wahlspeicher abrufen, Gewünschten Speicherplatz (4-0) wählen, halten bis "Tüüt" und loslassen. Die Nummer wird gewählt.

Stückliste:
1 x Lochrasterplatinenabschnitt mit Lötaugen
4 x Diode 1N4007
1 x ZD 18v 1Watt (nicht zwingend, nur bei evtl. Transienten)
1 x 78L05 (oder Low Drop Variante)
2 x Transistor BC547 oder jeder andere Kleinsignal-NPN Transistor
1 x Quarz 4 MHz
1 x Widerstand 8k2
1 x Widerstand 47k
4 x Keramikkondensator 100nF
2 x Keramikkondensator 18pF
1 x Elko 470uF / 16V
1 x Atmel ATTINY85
1 x IC-Fassung, 8polig
Ich habe verschiedenfarbige Drähte direkt auf die Platine gelötet und mit Wählscheibe bzw. Telefon verbunden. Das hält den Aufwand klein und Platz für das Platinenstück findet sich in jedem Telefon.

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