Ich zum Beispiel. Seitdem ich an das elterliche Radio greifen konnte, haben mich Sender, Frequenzen und Funkbedingungen fasziniert. Angefangen hat es mit etwa 3 Jahren und einem Philips Röhrenradio. Irgendwann ist durch allerlei Gründe dieses Hobby eingeschlafen. Auch als ich die Amateurfunklizenz gemacht hatte, ist es nur kurzfristig wieder aufgelebt. Neben den persönlichen Gründen gab es auch viel technische, zum Beispiel Störungen durch allerlei neumodische Geräte, Computer, Netzteile, LED-Lampen usw. Und seit 20 Jahren verschwinden immer mehr Radiosender auf den Lang- bis Kurzwellen. Zudem die Sonne momentan im Minimum des Sonnenfleckenzyklus [1] ist, welches die Empfangsbedingungen weiter einschränkt.
Trotzdem habe ich mich vor wenigen Tagen mal wieder an die "alten Zeiten" erinnert und wollte sie nacherleben. Aufgrund der Störungsproblematik musste ich allerdings tricksen. Mein Allwellenempfänger mit der eingebauten Antenne empfängt nur fiese Geräusche. Also überlegt, wie ich es besser machen kann.
Ich habe einen Red Pitaya [2] Minicomputer, welcher zusätzlich einen FPGA [3] (frei programmierbarer Logikbereich) enthält. Quasi ein virtuelles Steckbrett für elektronische Bauteile. Eigentlich ist das Teil ein Messgerät / Analysator. Aber findige Programmierer haben damit einen frei programmierbaren Empfänger (und sogar Sender) nachgebaut. Weil dieses Gerät ab Werk nicht als Empfänger ausgelegt ist, reicht die Verstärkung nicht aus. Also zwischen Antennenkabel und Eingang einen Verstärker geschaltet. Als Antenne kommt ein etwas ungewöhlich kleines Gebilde zum Einsatz, eine sogenannte Miniwhip-Antenne [4]. Dieses ist eine Aktivantenne, welches einen extrem hochohmigen Eingang hat und das Signal an den Empfänger anpasst. Die Antenne kann man daher eher als Sonde betrachten. Die Länge der "Antenne" kann daher recht klein bleiben, da sie nicht per Resonanz empfängt, sondern direkt das elektrische Signal. Ähnlich funktionierten früher Antennen in den alten Kofferradios oder im Autoradio.
Nachteilig dabei ist, diese Antennen sind sehr störempfindlich, wenn sie nicht an eine große Massefläche als Gegengewicht angeschlossen werden. Dieses ist in meinem Fall kein Problem, da ich im Dachgeschoss wohne und der Blitzschutz vor wenigen Jahren aufgemöbelt wurde. Somit sind Fensterbrett, Regenrinne und Fallrohr perfekt geerdet. Zusätzlich habe ich den Red Pitaya, den Verstärker davor und die Einspeiseweiche für die Stromversorgung der Antenne mit Kupferklebeband zugekleistert und die Versorgungsleitung durch einen Ringkern gewickelt.
Der Red Pitaya ist mit meinem lokalen Netzwerk verbunden. Auf dem PC ist der eigentliche Empfänger installiert. Dort kann ich dann drehen, schalten und walten wie als kleines Kind am Röhrenradio. Und ich bin verblüfft, wie gut der Empfang ist. Selbst in speziellen Bereichen.
Natürlich empfängt man auch alle möglichen Störungen aus der Umgebung. Aber wenn man weiß, wie, dann empfängt man tatsächlich das Navigationssystem aus Sibirien[5] auf 11, 12 und 14 Kilohertz (!) zwischen dem Müll, welche die allseits beliebten Steckernetzteile, LED-Lampen und sonstigen Geräten von sich geben.
Der Red Pitaya empfängt von 0 bis 60 MHz alles, was in der Luft ist. Und anstatt einem magischen Auge hat man nun einen Spektrumanalyzer[6] nebst Wasserfall wo man jederzeit sieht, wo sich etwas tut. Auf diesem Bild sind die Längslinien die Frequenzen und die waagerechten Linien breitbandige Störungen durch die Atmosphäre (Gewitter)
Als nächstes wird mal das Senden in Angriff genommen. Dazu will ich mich aber noch in Digitalbetriebsarten WSPR[7] und FT8[7] einarbeiten. Weil mit diesen Betriebsarten kann man ohne große Leistung weltweite Kontakte bekommen. Es bleibt spannend.
Quellen: